Die Kluft zwischen den Topklubs und den kleineren Vereinen wird im Jugendleistungsbereich bekanntlich immer größer. In der U17-Bundesliga West sorgte die Endrunden-Teilnahme von Fortuna Düsseldorf in der Vorsaison schon für eine willkommene Abwechslung, denn das war zuvor nur Borussia Dortmund, Schalke, dem 1. FC Köln, Bayer Leverkusen und Borussia Mönchengladbach gelungen.
In der laufenden Spielzeit winkt sogar eine noch größere Überraschung. Arminia Bielefeld ist bislang die Sensation der Saison. Vor dem Start der Restrunde am Wochenende stehen die Ostwestfalen auf dem Endrunden-Quali-Rang zwei.
Und vor dem Auftakt gegen den FC Schalke 04 am Samstag (13 Uhr) sieht es stark so aus, als könnte sich die Arminia einen Platz unter den vier besten U17-Teams Deutschlands sichern - im Bestfall sogar als Westdeutscher Meister. Drei Spieltage stehen noch aus. Bielefeld liegt zwei Punkte hinter Spitzenreiter Schalke, der Vorsprung auf Verfolger BVB beträgt sechs Zähler.
"Natürlich wollen wir jetzt in die Endrunde. Ein anderes Ziel kann es bei dieser Tabellenkonstellation nicht geben", betont Trainer Marcel Drobe. "Für uns wäre das etwas ganz Außergewöhnliches."
Denn in den letzten Jahren landeten die Bielefelder auf zweistelligen Tabellenplätzen, höher als Rang fünf (2008 und 2011) ging es noch nie. "einige der Großen zu ärgern und mit dem Kampf um den Klassenerhalt nichts zu tun zu haben".
Doch was folgte, war ein großer Erfolgslauf. Bielefeld ist noch ungeschlagen, spielte zweimal Unentschieden, feierte Kantersiege gegen Hochkaräter wie Leverkusen (7:1) sowie Köln (5:2) und gewann sogar gegen den BVB (3:2). "Das macht den Fußball ja aus", betont Drobe. "Dass eine Mannschaft, die gut harmoniert und diesen unbedingten Willen hat, sich gegen bessere Einzelspieler durchsetzen kann."
Der 34-Jährige trainiert die U17 bereits seit 2020. Wo er die Gründe für den aktuellen Erfolg sieht? "Die Mannschaft spielt in Teilen schon seit einem Jahr zusammen und hat sich super entwickelt. Der Teamgeist ist super. Und die Jungs bringen ostwestfälische Attribute mit: Sie sind kämpferisch, hartnäckig und stur. Sie fahren einen hohen Aufwand, machen freiwillig Extraschichten."
Was vor allem auffällt: Bielefeld steht nach zwölf Partien bereits bei 52 Treffern - das ist der mit Abstand beste Wert der Liga. Anders als in den vergangenen Jahren stünden nun "vier oder fünf Jungs im Kader, die ein Spiel entscheiden können", so Drobe.
Kein Wunder, dass die Torschützenliste von einem Arminen angeführt wird. Henrik Koch erzielte 17 Treffer in seinen 12 Einsätzen. Es kommt nicht überraschend, dass der 16-Jährige im Winter wie einige andere Talente auch bereits bei den Profis trainierte und laut Medienberichten von Werder Bremen umworben wird.
Doch noch ist die Zukunft des U-Nationalspielers nicht entschieden. "Wichtig ist, dass wir den Jungs in Zusammenarbeit mit der Profiabteilung eine Perspektive bei Arminia Bielefeld aufzeigen", betont Drobe.
Immer gelingt das nicht. Nick Cherny, mit zehn Toren der zweitbeste Schütze im Team, wird im kommenden Sommer zu Borussia Dortmund wechseln. Und Moussa Soumah folgte schon in dieser Winterpause dem Ruf des BVB. Drobe überrascht das nicht. Es sei nicht schließlich ungewöhnlich, "dass wir in jedem Jahrgang eine Handvoll Spieler in Richtung Dortmund oder Schalke abgeben. Wir verpflichten ja auch von etwas kleineren Vereinen wie Verl oder Lippstadt."
Nun freuen sich die B-Junioren aber zunächst auf das Topspiel gegen Schalke. S04 ist ebenfalls ungeschlagen und verfügt über eine rekordverdächtige Defensive. Erst zwei Gegentore haben die Königsblauen kassiert. "Es wäre unfair, Schalke nur auf die Defensive zu reduzieren. Sie haben schon 37 Tore in 12 Spielen geschossen", meint Drobe. "Ähnlich wie wir sind sie ein sehr kompakter Gegner, kommen über die Mannschaftsleistung. Wir wollen aggressiv und eklig sein und das Spiel dann über unsere fußballerische Qualität entscheiden."
Da die Bielefelder Profis am Sonntag spielen, hoffen die Arminen auf die Unterstützung vieler Fans. Schließlich können sie eine Sensation perfekt machen.